Yet another twist in Ukrainian reality

The governmental crisis in Ukraine has just been solved: Volodymyr Groysman is the new Prime Minister of Ukraine. It is one of the rare Ukrainian realities agreed on.

Since early 2014 it’s more and more difficult to tell what’s true in this Ukrainian crisis – or hybrid war, or armed conflict, or Russian intervention, or struggle for freedom, or…? The pro-Urkainian side tells stories in its way, the pro-separatist one in its very own, too.

For example about the Buk rocket that took down the MH17 airplane. And what about the referendum on Crimea? And the funerals for Russian soldiers that are said to have fought in Eastern Ukraine? And the Ukrainian neo-Nazi corpses?

Ukraine is a war of information and disinformation with several aspects:

  • Firstly: The sheer number of news we’re flooded which is overwhelming and sometimes drowning the attempt to focus on the important.
  • Secondly: People live in their information bubbles. I talked lately to a couple from Eastern Ukraine – „of course“, they said, „people in Eastern Ukraine are having certain opinions. We’re being bombed with Russian propaganda every day.“ Others are sucked into bubbles by their Facebook newsfeed.
  • Thirdly: It’s about old and deeply rooted – and thus easily to active – enemy images. Russian media speaks of the Ukrainian politicians as of the fascist devil. Western media has its black-white pattern of a mix of neo-sovjet and neo-czarist Russia.
  • Fourthly: Ukraine has long not been on the map of many reporters. Suddenly people have to write about the crisis that don’t understand the country (I am at the beginning of this process), don’t understand or speak Russian (I do) or Ukrainian (I understand a little). There are not many correspondents in Ukraine now – a lot of reporting on Ukraine is done from Warsaw or Moscow.
  • Fifthly: People’s trust in media is undermined – both by the „enemy’s side’s propaganda“ and a loss of  claimed objectivity and – sometimes –  due diligence in reporting….

Just to name some points that make it hard to build solid knowledge and opinion on Ukraine. It’s a feeling of uncertainty people left with a lot after having consumed news on Ukraine.

Like this one: The New York Times lately had a telephone interview with the President of Ukraine, Petro Poroshenko. In the interview Poroshenko admitted to have stashed half a billion Dollars in offshore accounts and that he didn’t want to return the money to Ukraine – also for tax reasons.

Did he really just admit that? The NYT editors remained sceptical and became even more after some research.

When the call found its way to Youtube, the president’s office told the NYT that the people to post the interview were „connected to some Russian official bodies and executing their orders“.

Were Russian authorities backing this fake interview? Was it some youngsters making fun or testing the research capabilites of the NYT? What did really happen – what is the reality? It’s still unclear.

Just one thing seems to be 100 percent clear in Ukraine. The NYT editors wrote they found themselves in a „propaganda war between Russia (…) and Ukraine“.

Russland hat was gegen Musik

2012 in der Christ-Erlöser-Kirche in Moskau. Verkleidete Frauen springen in Extase vor der Ikonostase umher. Sie rufen: „Heilige Jungfrau, werde Feministin! Schmeiß Putin raus!“ Die russische Justiz legt den punkigen Flashmob der Band Pussy Riot als Rowdytum und Anstiftung zum religiösen Hass aus. Kaum haltbare Anschuldigungen. Sie führten dennoch in Lagerhaft.

Auch zwei Jahre später haben es Musiker in Russland schwer. Das erklärt die dänische Organisation Freemuse*, die sich weltweit für künstlerische Freiheit einsetzt und – wie gestern beim MusicFreedomDay – aufmerksam macht auf Musik-Zensur. Die NGO hat Russland als Spitzenreiter einer Liste von 33 Ländern ausgewiesen, die 2014 die „Musik zum Schweigen gebracht haben“. Damit liegt das Land noch vor autoritären Regimes wie China, Iran und solchen, die es noch werden wollen wie die Türkei.

Die Liste umfasst 90 Fälle von Verletzungen musikalischer Ausdrucksfreiheit, die Freemuse im vergangenen Jahr gesammelt hat. Die berühmte Dunkelziffer liegt höher: Viele Fälle würden nie an die Öffentlichkeit dringen, sagt Rikke Nagell von Freemuse.

Wird allerdings publik, dass ein Künstler angegriffen, bedroht, inhaftiert oder gar getötet wird, überprüft die Organisation, ob ein direkter Zusammenhang zu seinem künstlerischen Wirken besteht. „Musiker, die bei einem Autounfall ums Leben kommen oder für eine Straftat verfolgt werden, die nichts mit deren künstlerischen Schaffen zu tun hat, tauchen in der Statistik nicht auf“, sagt Rikke Nagell von Freemuse. Ein Problem in Ländern, wo der Rechtsstaat nur auf dem Papier existiert und fadenscheinige Gründe das Fundament für Strafverfolgung bilden, wie zum Beispiel Russland.

Das Internet brennt schlecht

Fünf Mal schritt dort die Zensur im letzten Jahr ein – in China und auf Kuba gab es nur zwei Fälle von offenkundiger Zensur. Dazu zählt Freemuse nicht nur die klassische Zensur von Musik-Videos oder Songs. Auch wenn Fans verhaftet oder Konzerte unterbunden werden, geht das in die Rechnung ein. Außerdem wurden drei Musiker wegen ihrer Kunst verhaftet.

Sieben Mal kam es laut Freemuse im vergangenen Jahr in Russland zu „Attacken“ – darunter fallen physische Angriffe, aber auch Bombenanschläge auf Musikläden. In Tunesien und auf Cuba wurde jeweils nur ein Fall öffentlich.

Die Kunst, sie hat es nicht leicht in Putins Russland, das den Weg einer konservativen Konterrevolution beschreitet. Wer öffentlich „derbe Flüche“ verbreitet, muss seit vergangenem Juli mit Geldstrafen von bis zu 50.000 Rubel (ca. 730 Euro) rechnen. Filme wie „Leviathan“ oder „Durak“, so die Schweizer „Aargauer Zeitung“, könnten daher nur zensiert gezeigt werden.

Schimpfen ist wichtiger Bestandteil von Texten etlicher Genres. Musik ist nicht nur künstlerischer Ausdruck. Sie ist auch Ventil. Sie ermöglicht Diskurs und Diskussion – egal ob mit politischen Botschaften in Song-Texten oder indem sie an gesellschaftlichen Konventionen rüttelt, sich nicht in ein Korsett hineinzwängen lässt.

Wer es gerne trägt, darf mit Erfolg rechnen. Künstler, die laut Ausschreibung Russland in einem guten Licht zeigen sollen, werden medial gehypet. Wer allerdings Zweifel an der Großartigkeit der Nation sät, beschmutzt die russische Kultur in den Augen vieler Konservativer. Es soll ja nicht gerüttelt werden an dem Mythos von der umzingelten orthodoxen Nation mit Berufung zu Höherem, an dem Putin seit 2000 strickt. So verbrannte die Kreml-treue Jugendorganisation „Naschi“ Werke des Schriftstellers Wladimir Sorokin.

Ein Glück, dass die Musik immer mehr von leicht entflammbaren Trägern ins Netz abwandert. Das Internet brennt schlecht.

* Ich bin zahlendes Mitglied bei Freemuse.

Die Häme über den Billig-Vodka

Moskau hat gestern den Minimal-Preis für Wodka gesenkt, um den Absatz anzukurbeln. Viele Russen vermuten dahinter allerdings einen perfiden Plan Putins – und machen sich darüber im Netz lustig.

Vierzehneinhalb Flaschen. So viel legal gebrannten Vodka trank ein Russe im vergangenen Jahr, schätzt das „Zentrum zur Erforschung des föderalen und regionalen Alkoholmarktes“. Nicht gerade eine Top-Menge. Die Wodka-Herstellung ist im vergangenen Jahr um 22,3 Prozent eingebrochen. Die Krise ist bis in die russischen Schnapsbrennereien vorgedrungen.

Wladimir Putin macht für die Probleme der Wodkahersteller das Schwarz-Brennen verantwortlich. Eine Erhöhung von Alkoholpreisen führe nur dazu, dass Ersatz getrunken würde, sagte der russische Präsident der Agentur Interfax.

Daher hat er zum Sonntag die Erhöhung des Minimalpreises für Wodka vom vergangenen Sommer aufgehoben. Statt 220 Rubel kostet ein halber Liter Wodka nur noch mindestens 185 Rubel (etwa 2,50 Euro). Damit ist das klare Nationalgetränk erstmals seit 2009 billiger geworden.

Einige Russen vermuten dahinter eine perfiden Plan.

Bei einem Glas Wodka denkt niemand mehr an Protest

Boris Nemtsov, ehemaliger Vize-Ministerpräsident unter Gorbatschow, schreibt auf Facebook, dass dies wohl Putins gesamtes Krisenprogramm sei. Wie viele Leute durch zusätzlichen Schnaps stürben, sei dem Präsidenten wohl egal. Mit ihm sei sozusagen „Russophobie auf dem Marsch“.

„Murzilki“, eine Band aus Radiomoderatoren, hat gar ein Lied auf den verbilligten Wodka komponiert. Wenn der Preis der heimatlichen Flasche falle, würden alle Prognosen und Probleme vergessen. „Ein Glas Feuerwasser statt Salat und dann denkt niemand mehr an Liebe, Essen und Protest“, singt das Team von „Avtoradio“.

Auch Blogger Ilja Milschtejn wittert einen Versuch, das Volk ruhig zu stellen und Kritik zu verhindern. «Ein nüchterner oder zumindest nicht ganz betrunken Bürger schaut tendenziell kritisch aufs Leben und stellt Fragen», schreibt Milschtejn. Weiter schreibt er ironisch: „Vodka und Fernseher – was braucht ein Mensch noch, um würdevoll dem nächsten Tag zu begegnen?“

Putin will keinen Zusammenbruch wie in der Sowjetunion

Zahlreiche Twitterer jagen diesen Satz durchs Netz. Andere machen sich mit Bildern über die Preissenkung lustig.

„Die neue Nationalidee von Putin: Vodka – der neue Antreiber für die wirtschaftliche Entwicklung, anstelle von Erdöl“, schreibt einer. Auf dem Bild hebt Putin sein Glas. „Auf die Vollidioten – ohne euch gäbe es mich nicht“, steht dort.

Ein anderer erklärt, das Nationalprojekt „erschwingliche Wohnungen“ sei nun ersetzt worden durch eines für „erschwinglichen Vodka“.

Ein Twitterer hat sich einen besonders kreativen Scherz einfallen lassen. Er hat ein Plakat der Anti-Akohol-Kampagne, die die Sowjetunion Ende der 80er lancierte, umgestaltet. Eigentlich weist darauf ein Russe ein Gläschen mit einem entschiedenen „Net“ zurück. Jetzt sagt er: „Nein danke, ich trinke direkt aus der Flasche.“

Blogger Milschtejn hält diese Kampagne gegen Alkoholmissbrauch für einen Hauptgrund, weshalb die Sowjetunion zusammenbrach. Der hart arbeitende Sowjet habe eben erst nüchtern die Wirklichkeit erkannt. Und so etwas könne Putin ja nicht wollen: „Billiger Vodka ist notwendig, um die Realität anzupassen.“

Dieser Text erschien zuerst auf Blick.ch.